Biersommelier Markus Raupach stellte sein neues Buch mit einem Aromenfeuerwerk vor
Zur Premiere seines 34. Buches hatte Bestsellerautor Markus Raupach am 17. November ins Bamberger Buchhaus Hübscher geladen. Vor ausverkauftem Haus ging es dabei nicht nur um den Inhalt von „Bier – Geschichte und Genuss“, sondern auch um spannendes Foodpairing von Bier mit edlen Käsen und Schokoladen. Neben Ohren und Gaumen waren zudem die Augen schwer beschäftigt, denn Raupach hatte Unterstützung von zwei Schauspielern, Heike Bauer-Banzhaf und Dirk Bayer, die dem Abend zusätzliche Lebendigkeit verliehen.
Schoko oder Himbeer?
Dieser Frage duften sich die über 70 Gäste bereits am Einlass stellen, während sie von Dirk Bayer als Butler fachgerecht begrüßt, entmantelt und entstaubt wurden. Allerdings ging es bereits hier um Bier – Biersommelier Raupach bot als Begrüßung entweder ein Chocolate Stout, das tatsächlich wie flüssige Vollmilchschokolade anmutete, oder ein Raspberry Fruit Beer, das mit Himbeeren eingebraut war und auch so schmeckte. Ganz mutige durften sogar mischen, denn Himbeeren und Schokolade vertragen sich nicht nur auf dem Kuchen.
Der Weltraum, unendliche Weiten
Mit diesen Worten steigt Raupach in sein erstes Buchkapitel ein, dessen Anfang Heike Bauer-Banzhaf souverän und stimmungsvoll zu den Tönen der Titelmelodie von Star Trek (Raumschiff Enterprise) zu Beginn der Lesung vortrug. Dazu blendete der Autor das Foto einer gigantischen Nebelwolke aus dem Zentrum der Milchstraße ein, die zu mehr als der Hälfte aus Alkohol besteht. Solche Phänomene finden sich überall im Weltall, vor allem aber dort, wo neue Sterne und Planeten entstehen. Die Wissenschaft nimmt an, dass dieser Alkohol die Grundlage auch für die Entwicklung des Lebens auf der Erde gewesen sein könnte.
Bier seit über 13.000 Jahren
Anschließend stellte Markus Raupach eine Weltkarte vor, auf der die Verbreitung des Menschen und die jeweils erste nachweisliche Vergärung von Getreide eingezeichnet war. Das wohl erste Bier brauten Steinzeit-Menschen vor über 13.000 Jahren im Grenzgebiet zwischen der heutigen Türkei und Syrien. Zu diesem Zeitpunkt konnten sie noch nicht einmal sprechen und zogen noch als Jäger und Sammler durch die Lande. Die kleinen Familiensippen litten unter Inzesterscheinungen und so schien es opportun, regelmäßig gemeinsam mit anderen Clans ein rauschendes Fest zu feiern – mit Antilopenfleisch und Bier, wie sich durch Ausgrabungen eindeutig nachweisen lässt. Nur wenige Jahrtausende später brauten die Einwohner Südamerikas Maisbier und die Asiens Reisbier. Beide Kulturen ließen junge Mädchen das Getreide kauen und in einen Trog zur Vergärung ausspucken. Ein Brauch, der noch bis in die 1960er Jahre belegbar ist. Später kam die Braukunst unter anderem über Sumerer, Ägypter und Römer in unsere Breiten. Brot gibt es übrigens erst seit etwa 8.000 und Wein seit 7.000 Jahren.
AUBI aus der DDR
Nach der Einführung sollten auch die Gaumen der gebannten Zuhörer Arbeit bekommen. Denn anschließend an eine weitere Lesung aus seinem Buch von Heike Bauer-Banzhaf servierte Raupach ein erstes Bier – alkoholfreies Weizen – im Zusammenspiel mit einem Vollmilch-Macadamia-Taler aus der Bamberger Storath-Manufaktur. Während das Auditorium das Aromenspiel des Foodpairings genoss, klärte der Autor über die Geschichte des alkoholfreien Bieres auf. Nach ersten Versuchen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts war es ein Braumeister aus der DDR, Ulrich Wappler, der das erste deutsche “Alkoholfreie” entwickelte. 1972 erblickte das AUBI (Autofahrerbier) das Licht der Welt, wenig später vom Regime auf der Leipziger Messe groß gefeiert.
München und Berlin
Nach dieser ersten Speiseprobe folgten sechs weitere, jeweils begleitet von Heike Bauer-Banzhafs Schauspiel- und Lesekunst, passender Musik und interessanten Hintergrund-Informationen von Buchautor Markus Raupach. Führte die zweite Kombination, Radler mit Ziegenfrischkäse, noch zur Kugler-Alm bei München, wo der Legende nach aus einer Not heraus das Radler erfunden wurde, ging es bei der dritten in die Bundeshauptstadt, allerdings vor gut 100 Jahren. Eingeleitet von einer romantischen Familiengeschichte aus der Zeit der Jahrhundertwende, servierte der Biersommelier Berliner Weisse (ohne Sirup) und zwei Jahre gereiften Comté-Käse, deren gutes Zusammenspiel das Publikum begeisterten.
Rauhe Zeiten im hohen Norden
Schließlich wurde es beim vierten Foodpairing sogar etwas gruselig. Das Buch entführt die Leser in den hohen Norden, wo die Wikinger ihr erstes Met anrührten. Doch der Brauer aus der Geschichte hatte aus Liebe einen Mord begangen und stürzte sich, um der Bestrafung mit dem schrecklichen Blutadler-Ritual zuvorzukommen, in seinem Braukessel in den Tod. Versüßt wurde dem Publikum das bittere Ende mit Honigbier und einer Lavendel-Praline, was als Kombination die Gäste andächtig schlemmen ließ. Und auch die fünfte Kombination begann blutrünstig. Häscher verfolgten im Belgien des 17. Jahrhunderts einen Braumeister, der – kurz bevor sie sein Ende besiegeln konnten – noch das Rezept für sein beliebtes Bier unter einem Baum vergrub. Mittlerweile wird dieses Bier wieder gebraut und zählt zu den berühmten Klosterbieren, von denen Biersommelier Raupach auch umgehend eines präsentierte. Das so genannte Dubbel ist vergleichbar mit unserem dunklen Bock, allerdings gebraut mit einer anderen Hefe, und passte perfekt zu dem begleitend servierten zwei Jahre alten Mimolette-Käse, einst die Leibspeise von Charles de Gaulle.
Craft oder nicht Craft?
Das war die Frage vor dem sechsten Bier. Hier ging es auf die britischen Inseln zur Zeit der Kolonialsperre, wo die Erfinder des heute wieder sehr beliebten India Pale Ale sich überlegten, wie sie die Einbußen durch Napoleons Kontinentalsperre kompensieren konnten. Die Antwort war leicht: Wenn wir nicht mit Russland und dem Kontinent handeln können, dann fahren wir eben zu unseren Kolonien nach Indien. Dieses kräftige und sehr hopfenaromatische Bier zählt zu den Bierstilen, die die Craft-Bier-Bewegung der USA inspirierten und auch hierzulande Fuß gefasst haben. So kam das servierte IPA eben aus Aschaffenburg und ergänzte sich perfekt mit dem dazu gereichten zwei Jahre alten Cheddar, dem britischen Haus- und Hofkäse.
Finale Dahoam
Zum Abschluss kehrten Sommelier, Schauspieler und Auditorium wieder in die Heimat zurück. Nach einem kurzen Einblick in das Geschehen der Salvatorschlacht auf dem Münchner Nockherberg gab es Schlenkerla Urbock aus Bamberg mit feinen Confiserie-Lebkuchen, eine äußerst genussvolle Kombination, die zeigte, dass sich auch das urige Rauchbier bestens zum Foodpairing eignet. Langer Applaus dankte den drei Akteuren des Abends, die über zwei Stunden beste Unterhaltung rund um das Thema Bier geboten hatten. Eine Lesung, die den Gästen noch lange in Erinnerung bleiben wird, waren sie doch nicht nur voll von neuem Wissen und spannenden Geschichten, sondern auch satt und mit spannenden Bieren einmal um die Welt und durch die Menschheitsgeschichte gereist.